Südafrika: Menschenrechtsgruppen intervenieren bei historischer Sammelklage wegen Bleivergiftung, die von sambischen Kindern initiiert wurde

Beitragsbild: Robert Shivambu/Amnesty International

PRESSEERKLÄRUNG VON AMNESTY INTERNATIONAL | Originalerklärung (englisch): hier.
9. Mai 2022


Südafrika: Menschenrechtsgruppen intervenieren bei historischer Sammelklage wegen Bleivergiftung, die von sambischen Kindern initiiert wurde

Amnesty International und das Southern Africa Litigation Centre (SALC) haben den Beitritt zu einer beispiellosen Sammelklage beantragt, die von einer Gruppe sambischer Kinder und Frauen gegen den Bergbaugiganten Anglo American in Südafrika angestrengt wurde, teilten die Organisationen heute nach Einreichung der Unterlagen mit. Die Kläger:innen fordern eine Entschädigung für die langfristigen Auswirkungen des Bleiminenabbaus in Kabwe, Sambia.

Das Oberste Gericht von Süd-Gauteng in Johannesburg wird in Kürze entscheiden müssen, ob diese einzigartige Sammelklage, die die negativen Auswirkungen der Bergbauaktivitäten eines südafrikanischen Unternehmens auf Menschenrechte im Ausland anprangert, zugelassen werden soll. Wird die Klage zugelassen, bietet sie Kindern und Frauen aus Kabwe eine einmalige Chance, vor Gericht zu ziehen.

“Diese Sammelklage ist ein symbolischer David-gegen-Goliath-Fall und ein bedeutender, längst überfälliger Schritt in Richtung Gerechtigkeit für die Menschen in Kabwe, die aufgrund der Bergbauaktivitäten in ihren Gemeinden, die von multinationalen Unternehmen geführt werden, seit Jahren unter Bleivergiftungen leiden”, sagte Deprose Muchena, Direktor von Amnesty International für das östliche und südliche Afrika.

Im Oktober 2020 reichten Einwohner:innen von Kabwe, im Namen von schätzungsweise 100.000 Kindern und Frauen, eine Zivilklage gegen die südafrikanische Tochtergesellschaft von Anglo American ein. Die Klänger:innen berichten, dass sie infolge des jahrhundertelangen Mineralienabbaus in der Nähe ihrer Häuser einer Bleibelastung ausgesetzt waren. Die Entscheidung des Gerichts über die Zulassung dieser Sammelklage wird sich eindeutig auf das Recht der Opfer auf einen wirksamen Rechtsbehelf und den Zugang zur Justiz auswirken.

Die gemeinsame Stellungnahme von Amnesty International und SALC als amici curiae (“Freunde des Gerichts”) enthält eine Analyse der internationalen Menschenrechtsstandards und des verfassungsmäßigen Schutzes Südafrikas, um dem Gericht bei der Entscheidung dieser Angelegenheit zu helfen. Die Menschenrechtsgruppen betonen, dass Südafrika die Pflicht hat, das Verhalten seiner Unternehmen über die Landesgrenzen hinaus zu regulieren und die Menschenrechte im Rahmen der Unternehmenstätigkeit zu schützen, zu achten und wieder herzustellen. Sie argumentieren weiter, dass die Bill of Rights südafrikanischen Unternehmen wie Anglo American Verpflichtungen auferlegt.

“Diese Sammelklage hat das Potenzial, eine ungeheuerliche Lücke in der Rechenschaftspflicht zu schließen und einen starken Präzedenzfall für die Rechenschaftspflicht von Unternehmen zu schaffen. Dieser Fall ist eine Gelegenheit für Südafrika, ein starkes Signal an multinationale Unternehmen zu senden, dass ihre Verpflichtungen, die Menschenrechte nicht zu verletzen, nicht an der Landesgrenze enden”, sagte Dr. Atilla Kisla, Leiter des SALC-Clusters International Justice.

Amnesty und SALC werden in dieser Angelegenheit durch das Centre for Applied Legal Studies (CALS) und Rechtsanwalt Karabo van Heerden vertreten.

 

Hintergrund

Die Kabwe-Bleimine – früher als “Broken Hill”-Mine bekannt – wurde angeblich zwischen 1925 und 1974 von Anglo American betrieben und verwaltet und trug Berichten zufolge zu einer erheblichen Umweltverschmutzung in den Städten und Gemeinden in der Umgebung der Minenanlage bei.

Heute bezeichnen Experten Kabwe als einen der am stärksten mit Blei verschmutzten Orte der Welt. Medizinische Studien haben gezeigt, dass Kinder aus Kabwe rekordverdächtig hohe Bleikonzentrationen im Blut haben. Kinder und schwangere Frauen sind durch die Bleivergiftung besonders gefährdet, die bekanntermaßen zu dauerhaften Schäden an inneren Organen, einschließlich des Gehirns, führt. Lesen Sie die schriftliche Stellungnahme von Amnesty International hier (englisch).