Pressemitteilung | Original (englisch): hier | 3. August 2023
Marta Schaaf, Direktorin des Programms für Klima, wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit und Unternehmensverantwortung bei Amnesty International, reagierte heute auf einen Aufruf der Präsident*innen von fünf südeuropäischen Ländern – Italien, Griechenland, Portugal, Malta und Slowenien -, Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise zu ergreifen, nachdem es in der Region in letzter Zeit zu sengenden Hitzewellen, Waldbränden und Überschwemmungen gekommen war:
“Die Präsident*innen dieser Länder haben Recht, wenn sie nach dem heißesten Juli aller Zeiten auf die dringende Notwendigkeit hinweisen, die eskalierende Klimakrise anzugehen. Die Klimakrise ist eine Menschenrechtskrise, die u. a. das Recht auf Leben, Gesundheit, Nahrung, Wohnung, menschenwürdige Arbeit und eine gesunde Umwelt beeinträchtigt.
Es ist an der Zeit, dass die führenden Politiker*innen der Welt aufhören, im Passiv zu sprechen. Sie müssen aufhören zu verkünden, dass ‘Maßnahmen ergriffen werden müssen’ und selbst Maßnahmen ergreifen. Sie sollten ihre Unterstützung für den raschen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen deutlich machen und sich hierfür im Vorfeld der entscheidenden Klimakonferenz COP28 einsetzen, die noch in diesem Jahr in Dubai stattfindet.
Die Lösung der Klimakrise liegt nicht in weit entfernten technischen Lösungen mit begrenztem Nutzen, wie der Abscheidung, Speicherung und Entfernung von Kohlenstoff, die von der Lobby der fossilen Brennstoffe beworben werden und die es der Industrie ermöglichen könnten, die Ressourcen fossiler Brennstoffe weiterhin nahezu unkontrolliert auszubeuten.
Um die Schäden, die die Industrie für fossile Brennstoffe der Weltbevölkerung und den Ökosystemen, auf die sie angewiesen sind, zufügt, wirklich zu bekämpfen, ist ein rascher Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe und ein Moratorium für die Erschließung neuer fossiler Brennstoffressourcen erforderlich. Noch ist es nicht zu spät zu handeln, aber die menschlichen Kosten der Untätigkeit steigen rapide.
“Sie sollten ihre Unterstützung für den raschen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen deutlich machen und sich hierfür im Vorfeld der entscheidenden Klimakonferenz COP28 einsetzen, die noch in diesem Jahr in Dubai stattfindet.”
Marta Schaaf, Direktorin des Programms für Klima, wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit und Unternehmensverantwortung von Amnesty International
Der bereits entstandene Schaden muss behoben werden, unter anderem durch die wirksame Einrichtung und Ausstattung eines Fonds für Verluste und Schäden (loss and damage) bis zum Ende dieses Jahres. Die wohlhabenden Staaten müssen zudem ihre Beiträge zur Klimaanpassung in Ländern mit niedrigem Einkommen deutlich erhöhen. Viele zahlen bereits einen hohen Preis für eine Klimakrise, zu der sie nur wenig beigetragen haben.
Der Mittelmeerraum wird wahrscheinlich zu den Gebieten gehören, die am stärksten von der globalen Erwärmung betroffen sind, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Nach Angaben der UN erwärmt sie sich 20 % schneller als der globale Durchschnitt. In dem Gebiet leben mehr als 500 Millionen Menschen.
Die extremen klimatischen Bedingungen, denen die fünf Länder, allesamt beliebte europäische Urlaubsziele, in den letzten Wochen ausgesetzt waren, haben sie in den Vordergrund der Nachrichten gerückt. Aber die gesamte Region, einschließlich Teilen des Nahen Ostens und Nordafrikas, hat mit sengenden Temperaturen zu kämpfen und ist kaum in der Lage, diese zu bewältigen. Bei den jüngsten Waldbränden in Algerien starben mehr als 30 Menschen.
Dies ist Teil eines globalen Musters klimatischer Extreme, das in jüngster Zeit Rekordtemperaturen und -niederschläge in Teilen Chinas, eine anhaltende Hitzewelle im Südwesten der USA und ungewöhnlich hohe Wintertemperaturen in Teilen der südlichen Hemisphäre mit sich brachte.”