Demokratische Republik Kongo: Industrieller Abbau von Kobalt und Kupfer für Batterien führt zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen

Beitragsbild: Amnesty International (videographers: Reportage Sans Frontières)

Diese Pressemitteilung stammt vom Internationalen Sekretariat von Amnesty International (ursprünglich veröffentlicht unter amnesty.org).

Amnesty International in Deutschland hat ebenfalls eine Pressemitteilung zum Bericht “Powering Change or Business as usual?” veröffentlicht (zu finden unter amnesty.de).


Pressemitteilung | Original (englisch): hier | 12. September 2023


Die Ausweitung des industriellen Abbaus von Kobalt und Kupfer in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) hat zur Zwangsvertreibung ganzer Gemeinden und zu schweren Menschenrechtsverletzungen wie sexuellen Übergriffen, Brandstiftung und Schlägen geführt.

In einem Bericht mit dem Titel „Powering Change or Business as Usual?“ beschreiben Amnesty International und die in der Demokratischen Republik Kongo ansässige Organisation Initiative pour la Bonne Gouvernance et les Droits Humains (IBGDH), wie das Streben multinationaler Unternehmen nach einer Ausweitung der Bergbauaktivitäten dazu geführt hat, dass Gemeinden aus ihren Häusern und von ihrem Ackerland vertrieben wurden.

    Die Zwangsräumungen, die stattfinden, weil die Unternehmen versuchen, Kupfer- und Kobaltabbauprojekte in industriellem Maßstab zu erweitern, zerstören Leben und müssen jetzt aufhören.

Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International

 „Die Zwangsräumungen, die stattfinden, weil die Unternehmen versuchen, Kupfer- und Kobaltabbauprojekte in industriellem Maßstab zu erweitern, zerstören Leben und müssen jetzt aufhören“, sagte Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International.

„Amnesty International erkennt die wichtige Funktion von wiederaufladbaren Batterien bei der Energiewende von fossilen Brennstoffen an. Aber Klimagerechtigkeit erfordert einen gerechten Übergang. Die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft darf nicht zu weiteren Menschenrechtsverletzungen führen.“

„Die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo wurden während der Kolonialzeit und danach in erheblichem Maße ausgebeutet und missbraucht, und ihre Rechte werden immer noch geopfert, während ihnen der Reichtum um sie herum entzogen wird.“

Die wachsende Nachfrage nach so genannten sauberen Energietechnologien hat zu einer entsprechenden Nachfrage nach bestimmten Metallen geführt, darunter Kupfer und Kobalt, das für die Herstellung der meisten Lithium-Ionen-Batterien unerlässlich ist. Diese werden für den Betrieb einer Vielzahl von Geräten wie Elektroautos und Mobiltelefonen verwendet. Die Demokratische Republik Kongo verfügt über die größten Kobaltreserven der Welt und die siebtgrößten Kupferreserven.

Die durchschnittliche Batterie eines Elektrofahrzeugs benötigt mehr als 13 kg Kobalt, die eines Mobiltelefons etwa 7 g. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach Kobalt bis 2025 222.000 Tonnen erreichen wird, was einer Verdreifachung seit 2010 entspricht.

Donat Kambola, Präsident der IBGDH, sagte: „Die Menschen werden gewaltsam vertrieben, bedroht oder eingeschüchtert, damit sie ihre Häuser verlassen, oder dazu verleitet, in fragwürdige Siedlungen einzutreten. Oft gab es keine Beschwerdemechanismen, keine Rechenschaftspflicht und keinen Zugang zur Justiz.”

Candy Ofime und Jean-Mobert Senga, Researcher von Amnesty International und Mitverfasser*innen des Berichts, sagten: „Wir haben wiederholte Verstöße gegen die in den internationalen Menschenrechtsgesetzen und -standards und in der nationalen Gesetzgebung vorgeschriebenen rechtlichen Garantien sowie eine eklatante Missachtung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte festgestellt.“

Für die Studie “Powering Change or Business as Usual?” befragten Amnesty International und IBGDH im Jahr 2022 bei zwei getrennten Besuchen mehr als 130 Menschen in sechs verschiedenen Bergbauprojekten in und um die Stadt Kolwezi in der südlichen Provinz Lualaba.

Die Researcher prüften Dokumente und Korrespondenz, Fotos, Videos, Satellitenbilder und Antworten der Unternehmen. Die Ergebnisse an vier Standorten sind in dem Bericht enthalten, und die Missstände an drei Standorten, die mit Zwangsräumungen verbunden waren, werden beschrieben. Am vierten Standort, Kamoa-Kakula, fand der Bericht Beweise für eine unzureichende Umsiedlung. Die Antworten der im Bericht genannten Unternehmen können hier abgerufen werden.


Eine aktuelle Aktion von Amnesty International, um die Zwangsräumungen in Kolwezi zu beenden findest Du hier.